Ein verdrängtes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte und ein persönliches Schicksal: Bis in die 90er-Jahre wurden in der Bundesrepublik Deutschland schätzungsweise bis zu zwölf Millionen Kinder zu sogenannten Kinderkuren verschickt. Wochen oder Monate verbrachten sie in Heimen, häufig weit weg von ihren Eltern. Was offiziell der Erholung, der Gewichtszunahme oder der Stärkung dienen sollte, wurde für viele Kinder zu einer traumatischen Erfahrung. Gewalt, Demütigung und in zahlreichen Fällen auch sexueller Missbrauch gehörten zum Alltag – meist unbeachtet, oft vertuscht. In der heutigen Folge des Schlager Radio-Podcasts „Chefsache! Macher im Gespräch“ erzählt Markus Schnermann seine Geschichte. Der heutige Unternehmer war fünf Jahre alt, als er in ein Kinderheim zur Kur geschickt wurde. Er war schmächtig, sollte zunehmen und kräftiger werden. Doch statt Fürsorge erlebte er Angst und Ohnmacht. In dem Heim wurde Markus von einem Erzieher sexuell missbraucht.
Das Geschehen blieb nicht folgenlos. Der Missbrauch prägte sein weiteres Leben tiefgreifend – emotional, psychisch und biografisch. Jahrzehntelang schwieg Markus Schnermann über das, was ihm als Kind angetan wurde. Erst spät begann er, das Erlebte aufzuarbeiten und darüber zu sprechen.
In diesem Gespräch geht es nicht nur um ein individuelles Schicksal, sondern um strukturelles Versagen. Um ein System, das Kinder schutzlos machte und um die Langzeitfolgen, die viele Betroffene bis heute begleiten. Markus Schnermann spricht offen über Trauma, Scham, Schuldgefühle und den langen Weg zu Selbstbestimmung und unternehmerischem Erfolg.
Ein Gespräch von Oliver Dunk mit Markus Schnermann über Verantwortung, Aufarbeitung und die Frage, warum dieses Kapitel deutscher Geschichte so lange verdrängt wurde.

Sendung vom 21.12.2025