Schlager – Eine Definition

 

Wir sind Schlager Radio und das ist Schlager

Ralph Siegel ist einer der bekanntesten deutschen Schlagerkomponisten und -produzenten. Nicoles Grand Prix-Gewinner-Schlager „Ein bisschen Frieden“ stammt aus seiner Feder. Er hat die Gruppe Dschingis Khan erfunden und unzählige Stars an seiner Seite gehabt. In einem Schlager Radio-Interview mit Oliver Dunk im Jahr 2016 erzählte er eine Geschichte, die seine Definition von Schlager beschreibt. „Es kam in einem Restaurant eine junge Frau auf mich zu“, schildert Siegel. „Sie sagte, „Hallo Ralph, kannst Du mich produzieren, ich bin Schlagersängerin.“ Der Hit-Macher schaute sie skeptisch an und fragte die Anfang 20-Jährige, wie viele Hits sie denn gehabt hätte. Etwas irritiert meinte die Frau, „keinen, bisher keinen“. Darauf Siegel: „Wenn Du keinen Hit hattest, bist Du keine Schlagersängerin“.

„Mister Grand Prix“ Ralph Siegel ist einer der bekanntesten deutschen Schlagerkomponisten und -produzenten. Foto: Imago, imago images / HRSchulz

„Schlager“ kommt vom englischen Wort „Hit“.

Also etwas, was einschlägt, sich gut verkauft. Wenn Du keinen Hit hattest, bist Du keine Schlagersängerin. Das Gespräch soll nach der Äußerung von Ralph Siegel schnell beendet worden sein. Ein Schlager ist ein Hit, oder Gassenhauer, wie man früher sagt.

Viele Schlager aus den sechziger siebziger Jahren waren Coverversionen, also eingedeutschte internationale Hits. Das beste Beispiel ist „Ein Bett im Kornfeld“ von Jürgen Drews. Das Original war eine Nummer 1 der US-Country Charts und hieß „Let your Love flow“ von den Bellamy Brothers. Komisch, nicht wahr? Beim Original würde niemand sagen „das ist Schlager“. Kaum aber sind populäre Lieder mit deutschem Text verstehen, haben Sie den Stempel Schlager. Als Pink um 2013 mit „Try“ in den internationalen Charts platziert war, hätte niemand behauptet, es wäre ein Schlager. Die deutsche Version von Annemarie Eilfeld heißt „Es geht vorbei“. Und plötzlich wurde daraus ein Schlager. Ein Lied zu mitsingen mit einfachen Texten, meist handeln Sie von der Liebe, der Sehnsucht danach  oder enttäuschter Liebe. Das ist Schlager!

Schlager – Die Definition

Woher kommt eigentlich der deutsche Schlager? Was ist das Rezept, das ihn so erfolgreich macht? Manche würden sagen, was ihn  populär macht. Populär gleich Pop! Ein Schlager ist also Popmusik die einschlägt – ein Hit.

Der Schlager – Die Zeitreise

Schauen wir mehr als 150 Jahre zurück. Eine Zeit, in der klassische Musik die Welt bewegte – die E-Musik, als ernste Musik. Es war 1870 in Wien als der Schlager quasi seine Geburtsstunde hatte. Die Operette. Leichtigkeit, die hörbar wurde. Von vielen damals verpönt als „billig“. „Die Fledermaus“ von Johann Strauß zum Beispiel. Als Vater der Berliner Operette gilt übrigens Paul Lincke. Er war Komponist und Kapellmeister und brachte Anfang des 20. Jahrhunderts den Schlager nach Deutschland. Leichte Melodien, einfache Texte und ein Refrain, den man sich leicht merken konnte. „Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe“ war einer der größten His von ihm. Ein Schlager, der inzwischen über 100 Jahre alt ist.

Foto: Universal

In den Zwanzigern machte sich der Einfluss amerikanischer Musik, also jazzige Rhythmen und Harmonien, breit. Seit den 1950ern Jahren steht der Schlager für Tanz- und Unterhaltungsmusik. Rudi Schurickes „Caprifischer“ ist der wohl berühmteste Schlager seiner Zeit. Aber auch Lieder von Caterina Valente, Peter Alexander, Hazy Osterwald Sextett und Lys Assia brachte die Deutschen zum Träumen. Es ist außer Frage, dass deutscher Schlager aus unseren Radios und Fernsehprogrammen nicht mehr wegzudenken ist. Er ist deutsches Kulturgut genauso wie die Klassik. Der amerikanische Jazzmusiker, Komponist und Produzent Quincy Jones hat einmal einen klugen Satz gesagt. „Es gibt Kategorien wie eben Klassik oder Schlager. Es gibt nur gute und schlechte Musik.“ Ein kluger Mann.

Apropos: Gute Zeiten – schlechte Zeiten. Der deutsche Schlager hat beides erlebt: Die 50er und 60er Jahre waren vor allem von US-amerikanischer Musik geprägt. Elvis Presley, Bill Haley, Chuck Berry – der Rock ’n’ Roll. Später der Beat und die Beatles und dann die Rolling Stones. Die Basis für diese Musik ist der Blues und der sich daraus entwickelnde Rock ’n’ Roll. Und der war weniger spießig für die Jugend als der Schlager. Die 60er Jahre waren die Jahre des Protests. Die Rebellion der Jugend gegen die Eltern, oder die Täter. Was sie meinten, war der nicht aufgearbeitete Teil der NS-Zeit. Und so vermischte sich die deutsche Schlager Musik in den 1960er Jahren stark mit der aufkommenden Pop- und Beatmusik. Ted Herold, Conny Francis oder Cliff Richard waren die Idole dieser Zeit.

Dann, 1969 begann mit der ZDF-Hitparade das Jahrzehnt des größten Aufschwungs für den deutschen Schlager. Samstags um 19.30 Uhr nach der wöchentlichen Badewanne Schlager gucken – wer erlebte es nicht?! Marianne Rosenberg, Peter Maffay, Chris Roberts, Katja Ebstein und viele andere prägten die Hitparaden der Radiostationen. In jedem deutschen Partykeller liefen die Hits. Es wurde geschwoft, gefeiert und laut mitgesungen. In der DDR beherrschten unterdessen Frank Schöbel und Ute Freudenberg die Schlagerszene. Ein deutsch-deutsches Phänomen. Während westlich der Elbe kaum jemand die Stars aus dem Osten kannte, waren Roland Kaiser, Adamo oder Gitte gerne gesehene Gäste im „Kessel Buntes“ des DDR-Fernsehens.

In den 80er Jahren ging es für deutsche Schlager weniger gut voran. Die Neue Deutsche Welle kam. Plötzlich waren Nena, Fräulein Menke oder Hubert Kah gefragt. Die Münchner Freiheit oder die Spider Murphy Gang klangen halt moderner, frischer und weniger spießig als die seichte Schlagermusik unserer Eltern. Wieder will sich die Jugend von der Elterngeneration lösen und findet ihren eigenen Musikstil.

Schlager als Persiflage: Guildo Horn oder Dieter Thomas Kuhn konnten damit in den 90er Jahren erfolgreich durchstarten. Superstar Andrea Berg legte zu dieser Zeit den Grundstein für ihre Karriere.

Helene Fischer während eines Konzerts. Foto: Sandra Ludewig

Der deutsche Schlager in der Gegenwart

Mit Beginn der 2000er Jahre kam auch der Schlager langsam wieder in Fahrt. Allerdings nahm die Popmusik immer größeren Einfluss auf den Schlager. Es war die Geburtsstunde vom „Pop-Schlager“. Helene Fischer, Michelle, DJ Ötzi – dies sind Stars, die man damit verbindet. Sie sind die Zugpferde des deutschen Schlagers und sie ziehen erstmals auch viele junge Fans an. Auf Großveranstaltungen wie dem „Schlager Radio SchlagerHammer“, dem Familien-Sommerfestival auf der Rennbahn-Hoppegarten, sieht man sie alle. Die jungen und älteren Fans.

Auffallend: Zu Großveranstaltungen wie dem „Schlager Radio Schlager Hammer“ mit vielen Stars, kommen immer mehr junge Schlager-Fans. Das ist der beste Beweis, dass Schlager keine Musik für „alte Leute“ ist. Schlager verbindet eben Generationen. Und Schlager Radio ist die Brücke dazwischen.