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Chefsache – G.G. Anderson

CHEFSACHE – Macher im Gespräch mit Oliver Dunk. Das Interview der Woche mit Menschen, die etwas zu sagen haben. Zu Gast im Mai 2020 ist Sänger und Komponist G.G. Anderson.

Das Interview zum Nachlesen

Oliver Dunk: „Chefsache Macher im Gespräch“ mit Oliver Dunk. „Mama Lorraine“, das ist G.G. Anderson, ein Schlagerstar, der nicht nur Hits für sich selbst geschrieben hat, sondern auch für Roland Kaiser, Andy Borg, Heino, Thomas Anders und viele andere. Jetzt ist er bei mir in „Chefsache Macher im Gespräch“. Herzlich willkommen.

G.G. Anderson: Hallo. Ich freue mich hier zu sein.

Oliver Dunk: G.G., als Gerd Grabowski hast du das Licht der Welt erblickt. G.G. also wahrscheinlich Vor- und Nachname. Wie kam das mit diesem Anderson dann zustande?

G.G. Anderson: Also ich war ja damals in Berlin bei der legendären Hansa.

Oliver Dunk: Eine Plattenfirma.

G.G. Anderson: Natürlich, eine Plattenfirma. Und ich hatte schon zwei Pseudonyme verschlissen. Alexander Marko, da lief nichts. Dann habe ich gesagt, ich singe Englisch. Dann hieß ich Tony Bell, wunderschöner Name.

Oliver Dunk: Hast du nicht gebellt.

G.G. Anderson: Da ging gar nichts. Und dann habe ich gesagt, ich habe die Nase voll, jetzt Schluss, und dann haben wir schon „Schachmatt“ für Roland Kaiser damals geschrieben.

Oliver Dunk: Das ist von dir?

G.G. Anderson: Ja. „Lieb mich ein letztes Mal“ auch. Dann haben wir Nana Mouskouri, Mireille Matthieu, Daliah Lavi und als Autoren schon standen wir schon ganz gut da.

Oliver Dunk: Unter welchem Namen?

G.G. Anderson: Gerd Grabowski. Und dann lag doch der eine oder andere Titel rum, wo wir der Meinung waren, das sind Riesenhits. „Mama Lorraine“ zum Beispiel, was du gerade gesagt hast. Oder „Sommernacht in Rom“ oder „Cheerio“ oder so. Und da hat mein Partner Bernd Dietrich, auch ein Macher, der natürlich für die Karriere G.G. Andersons verantwortlich ist, auch Matze Reim, Silent Circle hat er gemacht, und dann haben wir das der Plattenfirma vorgespielt, der Hansa, und… Ach so, Moment, ich muss noch sagen, ich habe den Titel „Mama Lorraine“ dem Frank Farian geschickt.

Oliver Dunk: Boney M. Eruption.

G.G. Anderson: Genau. Ja. Und Frank Farian rief wirklich zurück und sagte „Ja, das ist ein Hit“. Sage ich „Wunderbar, nehmt ihr auf“. „Nee, nee“, sagt er, „Nicht für Boney M. Aber das ist ein Hit. Wer hat denn das gesungen?“. Sage ich „Ja, ich“. „Ja, das muss so raus. Das muss so raus, das klingt so geil, das musst du selbst machen.“ Dann wieder zur Hansa und dann habe ich damals gesagt „Also wenn ich jetzt nochmal einen Künstlernamen bekomme, bitte…“ Es gibt in Amerika so einen Countrysänger B.G.Thomas.

Oliver Dunk: „Raindrops keep falling on my head”.

G.G. Anderson: Genau. B.G. Thomas, also irgendwie so B.G., Gott, was weiß ich, und dann sagt irgendeiner im Raum „Ja, wieso denn B.G.? Du heißt doch Gerd Grabowski. Das ist, soweit ich weiß, im Englischen ein Gi-Gi. Na ja, G.G. Thomas und dann Thomas Meisel, Gott hab ihn selig, stand da, der Produzent von Roland und der nur sehr viele Stars gemacht hat, der stand da so und ging sich so über den Bauch und sagte „Also…“ Ein riesen ABBA-Fan und sagte „Also ick bin der Meinung, man sollte mal wat mit Anderson machen“. Der eine Autor von ABBA, wie man weiß, heißt ja Björn Anderson und G.G. Anderson oder G.G. Anderson, jut, machen wir, und dann war der Name geboren.

Oliver Dunk: Na guck mal an. Lange Geschichte. Und Anderson oder Anderson gesprochen, weil im Radio die Kollegen sagen immer alle – ich auch – G.G. Anderson.

G.G. Anderson: Richtig. Ja, ja. Komischerweise, also das sollte eigentlich G.G. Anderson heißen, aber irgendwie hat sich dann doch der Anderson durchgesetzt.

Oliver Dunk: Du schaust auf deine Fingernägel, schmunzelst.

G.G. Anderson: Alles sauber.

Oliver Dunk: Was kommt wohl jetzt? Du hast mal ganz stinknormal Elektriker gelernt, weil die Eltern gesagt haben „Junge, du musst was Vernünftiges tun“ oder wie war das?

G.G. Anderson: Ja, ja, furchtbar. Es war furchtbar. Ich habe nichts anderes bekommen damals. Mein Vater hat in der Druckerei gearbeitet. Das hätte ich mir noch vorstellen können damals als Setzer. Aber das ging dann nicht und da musste ich dreieinhalb Jahre Elektriker machen, was mir nie gefallen hat. Ich habe dann irgendwie, weil ich damals ein Kind bekam, also meine Freundin bekam ein Kind damals, wir waren beide 18. Da musste ich mich dann wirklich mal auf den Hintern setzen und habe dann wahrhaftig mal eine Prüfung bestanden und habe aber immer schon Musik gemacht mit 15 und so und dann kam ein Angebot von einer Göttinger Band Blue Moons und da habe ich mein Fäustel und mein Stemmeisen in die Ecke geschmissen und weg war ich.

Oliver Dunk: Und hast auch nie mehr als Elektriker gearbeitet?

G.G. Anderson: Nein.

Oliver Dunk: Und wenn bei dir zu Hause irgendwas gemacht werden muss, Plus und Minus kannst du auseinanderhalten.

G.G. Anderson: Dann rufe ich meinen Bruder an. Der ist Elektriker.

Oliver Dunk: Du würdest dich selber nicht mehr rantrauen?

G.G. Anderson: Doch, doch. Ich könnte bestimmt heute noch so ein Einfamilienhaus installieren. Aber kein Bock.

Oliver Dunk: Kann ich gut verstehen. Sag mal, und das Musikalische, kam das über die Schule oder waren deine Eltern musikalisch begabt?

G.G. Anderson: Auch. Papa und Mama sehr musikalisch.

Oliver Dunk: Das heißt, die haben zu Hause gesungen?

G.G. Anderson: Ja, die haben beide tolle Stimmen. Papa war auch wie ich Schlagzeuger in einer Band, Mama hat im Kirchenchor gesungen und ich habe dann mit vier Jahren beim Papa in der Firma damals gesungen „Du hast so wunderschöne blaue Augen“, 50er Jahre Hit, von jedem einen Groschen bekommen. Dann bin ich mit sechs eingeschult worden und dann haben wir ein Lied gesungen und ich habe sofort… Irgendwann sagte die Lehrerin „Gerd, komm mal nach vorne“. Was hast du denn jetzt gemacht? „Was hast du gerade gesungen?“ Sage ich „Wie? Zwischen Berg und tiefem Tal saßen eins, zwei Hasen“. „Ja, was hast du denn für eine Stimme gesungen?“ Da habe ich, ohne dass ich es wusste, die zweite Stimme perfekt gesungen. Das hat mir kein Mensch gelernt. Ich habe einfach die zweite Stimme gesungen und dann haben wir das nochmal gemacht und so und dann habe ich mit 13, um es ganz kurz zu machen, einen Gesangswettbewerb gewonnen mit „Roll over Beethoven” von den Beatles, damals mit 15 schon eine eigene Band. In der Band war ich Schlagzeuger und habe 80 Songs einstudiert, Hollys, Bee Gees, Stones.

Oliver Dunk: Roll over Beethoven war doch auch von Chuck Berry, glaube ich.

G.G. Anderson: Ja, ja. Herman Hermans.

Oliver Dunk: Die legendären 60er. Der Britpop damals.

G.G. Anderson: Also für mich war das musikalisch die geilste Zeit. Wirklich. War unglaublich.

Oliver Dunk: Ich glaube, das würde jeder so sagen. Also frag heute Jüngere als uns beide, die würden sagen „Mensch, 80er waren cool“. Oder noch Jüngere sagen „Boah, die 90er“ und so.

G.G. Anderson: Aber ich meine, du bist ja noch ein junges Kerlchen, aber ich jetzt mit 70, ach Gott, darf man gar nicht so laut sagen. Also ich mit 70 habe ja nun wirklich noch den Rock’n’roll noch so an den Ecken und Kanten erlebt und dann kam ja nun dieses wahnsinnige… dann kamen plötzlich die Beatles und das war… Beatles, Stones, das war…

Oliver Dunk: Das war deine Pubertät.

G.G. Anderson: Ja, natürlich, das war eine Revolution, was da plötzlich los war. Die Haare plötzlich länger. Meine Oma sagt „Mensch, du siehst aus wie… Geh doch mal zum Friseur. Ist ja furchtbar“.

Oliver Dunk: Hattest du auch so einen Pilzkopf?

G.G. Anderson: Ja, natürlich. Ich wollte aussehen wie Ringo Starr. Logisch. Natürlich. Köstliche Zeit.

Oliver Dunk: Deine Oma hörte die Capri-Fischer und du die Beatles.

G.G. Anderson: Genau. Wir haben dann später, um das vielleicht abzurunden mit der Band, das glaubt mir auch kein Mensch, dass… Wir hießen dann Love and Tears.  Michael Holm und Reiner Pietsch haben uns damals produziert. Wir sind in London rausgekommen. Wir waren die ersten, die „Needles and pins“ gecovert haben.

Oliver Dunk: Von den Searchers.

G.G. Anderson: Genau, weil wir mit drei Stimmen… also ich fing an „I saw you today” mit der schönen weichen und dann kam der Bernd Dietrich „I thought I was smart“. Der hatte so eine Tom-Jones-Stimme und Wolfgang Gehrs hatte so eine Rod-Stewart-Stimme „I saw you today” und dann musst du dir vorstellen, dann bin ich auf dem Dorf bei Göttingen, dann höre ich auf Kurzwelle oder auf Dingens Radio Luxemburg mit Tony Prince damals „From Germany Love and Tears with ‘Needles and pins’ und da sage ich zu dem Bauern „Hier, das bin ich“. „Ja, ja, du Pfeife.“ „Nein, nein, das singe ich.“

Oliver Dunk: Zu dem Bauern. Das war The Great 208 glaube ich, abends kam das irgendwie nach 18, 20 Uhr.

G.G. Anderson: Ja, Tony Prince. Da lief unsere Nummer rauf und runter. Wir hatten Titelseite Melody Maker. Uns haben sie vom Flughafen abgeholt. Wir sind die Treppe runter. Ein Auto stand mit Standarte und ich kam mir vor wie John Lennon und dann im besten Hotel vor…

Oliver Dunk: Wie Ringo Starr.

G.G. Anderson: Genau. Vor 250 Presseleuten gesungen und dann gehen wir am nächsten Tag an den Kiosk. Melody Maker kennt man noch.

Oliver Dunk: Musikzeitung, ja.

G.G. Anderson: Titelseite. Wir Titelseite.

Oliver Dunk: Nein!

G.G. Anderson: Und dann haben wir ein Konzert gegeben in dem legendären Marti Club. Eine Woche vorher war Led Zeppelin da, eine Woche nach uns kamen die Stones. Also das ist ganz furchtbar. Ich muss ein Buch schreiben, unbedingt.

Oliver Dunk: Ja, sehe ich auch. Eins unterscheidet dich von Roland Kaiser, was Musikunterricht angeht: Du wurdest gelobt von deiner Musiklehrerin. Roland Kaiser hat man gesagt „Junge, du kannst nicht singen“.

G.G. Anderson: Oh, das hast du aber schön gesagt.

Oliver Dunk: Gerd Grabowski. Sprechen dich die Leute, die Fans mit G.G. an oder mit Gerd oder…?

G.G. Anderson: Vornehmlich G.G. Das Schöne ist, das wollte man ja immer so haben als Jugendlicher, dass die Menschen einen erkennen und wenn ich jetzt so durch Wien gehe „Ach, der G.G. Anderson, ja, servus“. Oder in Zürich über die Straße oder in Berlin, die Leute erkennen mich und das ist…

Oliver Dunk: Kiek mal, der G.G.

G.G. Anderson: Man sagt ja „Ach, G.G., Mensch, grüß dich. G.G., können wir ein Foto machen?“.

Oliver Dunk: Und deine Frau, was sagt die zu dir?

G.G. Anderson: Gerd oder Hasi oder Spatzi oder Pfeife.

Oliver Dunk: Aber G.G. sagt sie nicht?

G.G. Anderson: Nein, natürlich nicht.

Oliver Dunk: Sag mal, und dein Erfolg als Sänger, du musstest ja wirklich lange auch durchhalten und aushalten. Gab es mal so einen Punkt, wo du gesagt hast, also ich lasse es lieber beim Schreiben für den Roland und für andere, ich kriege es irgendwie nicht hin? Oder hast du immer dran geglaubt?

G.G. Anderson: Ich habe immer dran geglaubt und dazu habe ich einfach zu gerne gesungen und es kam hinzu, also wie gesagt, das sage jetzt nicht ich, sondern man hat immer gesagt, auch damals hier in Berlin, wir haben in der Badewanne gespielt, wir haben im Riverboat gespielt und die mich am Schlagzeug haben singen gehört, haben immer gesagt „Mensch, du hast so eine geile Stimme, so eine unverwechselbare Stimme“. Die Engländer damals im Marti Club, die Engländer von der Plattenfirma CBS haben gesagt „Mensch, also man merkt wirklich, also, na ja, man merkt wirklich, dass du aus London kommst, weil…“ Sage ich „Nee, nee, Moment, ich komme nicht aus London. Ich bin Deutscher“.

Oliver Dunk: Wegen des Namens.

G.G. Anderson: „Nein, ich bin Deutscher, Gerd Grabowski.“ Also na ja, gut, und das ist natürlich schön und wenn man dann plötzlich merkt, dass es dann auch erfolgsmäßig loszieht, dass es losgeht und du darüber hinaus natürlich, je mehr Erfolg du hast, umso mehr kann man natürlich machen. Plötzlich bist du als Produzent, nicht nur als Autor für die Weltstars wie Tony Christie, Engelbert, Audrey Landers, Laura Branigan, Bellamy Brothers, plötzlich darf ich Tony Christie, einen Weltstar, produzieren. Und das ist ein Gefühl, mein lieber Mann.

Oliver Dunk: Hast du mal die Bodenhaftung verloren? Gab es mal so eine Phase in den 80ern, wo du so erfolgreich warst: Ha, ich bin doch viel besser als die anderen?

G.G. Anderson: Niemals. Also ich wohne ja in der Kleinstadt in Eschwege. Ich habe zu allen meinen Kumpels… ich kenne jede Kneipe in Eschwege, weil ich gerne ein Bierchen trinke. Ich habe allen meinen Kumpels gesagt „Wenn ich irgendwann… wenn ihr irgendwann das Gefühl habt, dass ich den Kopf ein wenig zu hoch… hau mir aufs Maul“. Und das ist einfach, ich habe meine alten Kumpels von früher noch, von vor 50 Jahren, und es hat sich nichts verändert. Außer dass ich halt ein bisschen Geld verdient habe.

Oliver Dunk: Also Authentizität finde ich immer ganz wichtig. Es gibt ja viele auch ganz junge Künstler, die haben ein, zwei Hits und dann sind sie abgehoben.

G.G. Anderson: Drehen durch und irgendwann…

Oliver Dunk: Sind sie auch schnell wieder unten.

G.G. Anderson: Es ist ja schön, wenn… Ich bin ja jetzt, Gott, überleg mal, seit 80. Also 40 Jahre erfolgreich im Geschäft. Da sind so viele von unten so an mir vorbeigegangen natürlich und dann ganz hoch an die Spitze und wie du gerade zurecht gesagt hast…

Oliver Dunk: Wir sehen uns irgendwann wieder, wenn es wieder runtergeht.

G.G. Anderson: Habe ich nicht gedacht, aber es kam dann so. Dann sind sie wieder runter und plötzlich haben sie mit dir geredet „Ach, Mensch, G.G., könntest du nicht auch mal einen Song für mich schreiben?“.

Oliver Dunk: Deine Hochzeit, das waren die 80er Jahre. Vermisst du das ein bisschen?

G.G. Anderson: Ach, nee, also 80er Jahre, das war sehr schön. Wenn ich das Revue passieren lasse und mir vorstelle, dass ich in dieser Zeit, als ich dann Mitte/Ende der 80er dann vom traditionellen kommerziellen deutschen Schlager in den Popschlager gewandert bin mit „Hallo du“, „SOS mein Herz ertrinkt“, „Auf einer Wolke über den Kirchturm fliegen“, „Hättest du Zeit für mich“ beim Grand Prix mal gemacht, also schon richtig modernen Schlager. Wir waren unserer Zeit damals voraus und muss ich sagen, das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht und das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: In die Verkaufscharts, die Top 50 damals, 13-mal in Folge bin ich mit einer Single in die Top 50 gegangen und ich war jedes Mal… damals gab es noch Formel Eins. Da musste ich immer Formel Eins… die deutschen Schlagersänger mussten immer um 7 Uhr morgens da sein. Die großen Stars wie Michael Jackson usw., die kamen abends.

Oliver Dunk: Die kamen um elf.

G.G. Anderson: Nö, abends, die kamen abends. Das war eine wunderbare Zeit. Aber man hat es damals, das muss ich jetzt so im Nachhinein sagen, man hat es nicht so wahrgenommen.

Oliver Dunk: Gerd Grabowski, G.G. Anderson.

G.G. Anderson: Das klang jetzt… so dieses Gerd, das klang jetzt so wie Promi Big Brother.

Oliver Dunk: Guck mal, du guckst das.

G.G. Anderson: Ich habe das mal geschaut.

Oliver Dunk: Gerd, würdest du eigentlich zu sowas gehen?

G.G. Anderson: Also ich sage mal, wenn man da einen vernünftigen Deal rausholt, ich sage mal wenn die Summe XY bezahlen würden, dann würde ich mir schon überlegen, wo kann man in 14 Tagen so viel Geld verdienen, würde ich das machen. Dschungelcamp könnte ich mir nicht vorstellen, weil ich kann das Zeug da nicht essen. Let‘s Dance könnte ich mir vorstellen. Mal gucken, was die bezahlen.

Oliver Dunk: Also G.G. Anderson macht für Geld alles.

G.G. Anderson: Nein, aber das ist so ein Mittel, wo man mich überreden kann.

Oliver Dunk: Wo fängt es denn an? Ich meine, jetzt gibt es ja Leute, die sagen „Jeder ist irgendwann käuflich“. Sagst du: Bei 100.000 Euro sage ich schon Ja? Oder geht es bei dir niedriger los?

G.G. Anderson: Nee, geht höher los. Also ich sage mal für 150 Promi Big Brother…

Oliver Dunk: Bist du mit dabei?

G.G. Anderson: Würde ich zumindest drüber nachdenken.

Oliver Dunk: Können die meisten wahrscheinlich nachvollziehen.

G.G. Anderson: Na ja, abzüglich der Steuer, da ist ja nichts mehr da.

Oliver Dunk: Ja, gut, aber den Fehler machen Mitarbeiter, die denken immer an Brutto.

G.G. Anderson: Genau. Außerdem würde ich das heute sowieso höchstwahrscheinlich machen, weil wir sind ja seit einem halben Jahr ohne Auftritte durch dieses scheiß Corona. Entschuldige bitte. Und da sind ja keine Einnahmen. Insofern würde das guttun.

Oliver Dunk: Okay, also wenn jemand zuhört, der da zu entscheiden, hat, G.G. Anderson, Gerd Grabowski steht da und wäre… außer bei Dschungelcamp, da hätte er Probleme mit den Känguruhoden usw.

G.G. Anderson: Genau.

Oliver Dunk: Schmeckt wahrscheinlich nicht so. Du hast Musik für Größen komponiert wie Tony Christie, haben wir schon gesagt, und Engelbert. Die haben sich früher immer lustig über mich gemacht, weil ich immer Engelbert gesagt habe. Is it a bird, is it a plane? It’s Engelbert. Für Engelbert, Engelbert, ist dir ein Lied eingefallen, ich glaube, auf dem Klo. Stimmt das?

G.G. Anderson: Das stimmt, ja, und zwar in Hamburg in einem Hotel. Das war ziemlich nahe gegenüber der Bar und dann ist man natürlich mehrfach am Abend reingegangen und in diesen tollen großen Hotels sind die Toiletten meist Marmor und hoch und da kann man so schön singen. Das hallt so schön. Und ich bin da rein und habe dann den Kleinen rausgeholt und fing dann plötzlich an zu singen und das hat so schön gehallt, das war… Ach, ich sofort Hände gewaschen, zack, bumm, raus, zum Engelbert, zu…

Oliver Dunk: Gut, dass du die Hände gewaschen hast.

G.G. Anderson: Ja, natürlich, klar, wichtig. Zu meinem Partner, der hieß witzigerweise auch… also der heißt Engelbert und da sage ich „Engel, komm mit auf Toilette“. „Was soll ich denn auf Toilette? Bist du bekloppt?“ „Nein“, sage ich, „Ich muss dir was vorsingen. Das klingt so schön auf dem Klo“.

Oliver Dunk: Das ist ja absurd.

G.G. Anderson: Dann ist der Engelbert mit mir da rein. „Ich muss zwar nicht pinkeln, gut, komm, egal, sing mal“ und dann habe ich ihm das vorgesungen, sagt er „Boah. Hammer“. Damals hatte man ja noch kein Handy. Also aber wir hatten ein Diktiergerät, weil wir immer irgendwelche Ideen im Kopf hatten und dann haben wir das aufgenommen und haben das dann zwei, drei Tage später fertig gemacht und Jack White angeboten. Der rief im Vorfeld schon an und sagte „Sag mal, ich werde jetzt demnächst hier den Engelbert produzieren. Hättet ihr da was?“ und dann haben wir das gemacht.

Oliver Dunk: Die größten Hits entstehen manchmal durch so einen blöden Zufall, oder?

G.G. Anderson: Das ist witzig, ja. Das ist ganz witzig.

Oliver Dunk: Und wie ist das sonst, also sitzt du zu Hause am Klavier oder…?

G.G. Anderson: Also es ist einfach so, ich bin mehr so ein… mir geht es da so wie damals den Beatles, den Bee Gees, so singender Komponist. Also ich kann auch keine Noten. Aber ich kann wirklich in allen Variationen singen und kann auch singend jemandem ein Lied verkaufen. Wenn ich das dem Engelbert vorgesungen hätte, dann hätte der höchstwahrscheinlich gesagt „Oh ja, ist gut“. Also natürlich haben wir auch eine Gitarre ab und zu mal in der Hand gehabt früher und du liegst im Bett und schläfst und dann wachst du auf und hast eine Melodie im Kopf, denkst „Ach“ und dann kommt das Problem: Du bist müde, du willst nicht aufstehen. Ich weiß genau, den nächsten Tag habe ich es vergessen. Immer. Ich habe noch nie über Nacht einen Song… ich habe so viele Hits…

Oliver Dunk: Du brauchst ein Diktiergerät, das Handy am Bett.

G.G. Anderson: Genau. Ich habe so viele Hits verschenkt, weil ich nachts so eine geile Idee hatte und ich Pfeife bin einfach nicht aufgestanden, runter und hätte es irgendwie festhalten können.

Oliver Dunk: Bei der deutschen Vorentscheidung für den Eurovision Song Contest war er 1988 mit dabei. Da war er schon eine richtig große Nummer in der Schlagerbranche. G.G. Anderson. „Hättest du heute Zeit für mich“ war damals dieser Titel. Dass es nicht geklappt hat, ist das irgendwas, wo du heute sagst: Hach, da habe ich eine Chance verpasst oder eigentlich ein Glück?

G.G. Anderson: Nee, weil ich wirklich ein Idiot bin.

Oliver Dunk: Echt? Sagst du über dich selber?

G.G. Anderson: Ja. Ich ärgere mich, also wenn ich immer an diesen Grand Prix denke, ärgere ich mich, weil ich habe es vermasselt. Ich alleine habe es vermasselt.

Oliver Dunk: Warum?

G.G. Anderson: Ich hatte zwei Mädels dabei, die sehr gut getanzt haben, die auch sehr gut gesungen haben, und du musst dir vorstellen, Generalprobe, Johnny Logan sollte den Preis überreichen. Dann hat Johnny Logan sich die ganzen Sachen angehört, kam zu mir in die Garderobe, sagte „Mit Abstand Nummer eins. Du gewinnst das mit einem Riesenabstand, das Ding. Ich gebe dir 100-prozentig heute Abend den Preis“ und ich war auch überall hoch gehandelt und so. Ja, und dann kommt die Sendung und ich singe einfach Käse. Ich singe einfach…

Oliver Dunk: Hast du schief gesungen, oder was?

G.G. Anderson: Ja. Ich singe nie schief. Ich schwöre es dir. Also ich singe nie schief. Ich habe durch so viel Nervosität wirklich die Töne zum Teil nicht getroffen. Ich habe die gesamte Tanzchoreografie…

Oliver Dunk: Teppich im Mund.

G.G. Anderson: Die habe ich geschmissen. Ich bin nach links, die Mädels sind nach rechts und es war alles perfekt, Generalprobe, wenn das, wenn die Generalprobe ausgestrahlt worden wäre, hätten wir das Ding vielleicht gewonnen. Und so sind wir Platz 4 geworden. Aber gut, wer weiß, für was es gut war.

Oliver Dunk: Auf jeden Fall Eurovision Song Contest, ich frage mich immer so, wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, da war das eine Riesennummer. Brotherhood of man, ABBA. Was kam da noch? Johnny Logan „What’s another year”.

G.G. Anderson: „Kisses for me”.

Oliver Dunk: Genau. Das war super, Brotherhood of man. Und heutzutage, Eurovision Song Contest, man guckt das und dann redet man vielleicht noch eine Woche drüber und dann hat es irgendwie fast jeder vergessen. Warum ist das eigentlich so? Ist das schnelllebiger geworden das Geschäft?

G.G. Anderson: Ja, das Geschäft ist schnelllebiger geworden. Es ist ja auch kaum so, dass die Sieger, wenn früher einer das Ding gewonnen hat, dann war der in ganz Europa in den Charts Platz eins. Ich habe gerade Fernsehgarten geguckt, da war meine Freundin Nicole drin und da hat sie erzählt, dass sie damals mit „Ein bisschen Frieden“, das muss man sich mal vorstellen, in England Platz eins vor Paul McCartney war.

Oliver Dunk: Ich weiß. Wahnsinn.

G.G. Anderson: Das ist doch eine Sensation. Apropos, darf ich das vielleicht noch kurz sagen? Ich mache kurz einen ganz kleinen Bogen. Apropos Beatles: Ich hatte ja das verdammte wahnsinnige Glück, einen Abend und eine halbe Nacht mit George Harrison zu verbringen beim Stanglwirt. Ich habe mit ihm musiziert, wir haben gesungen und er hat gesagt „Du singst schon so… also du bist genau die Mischung zwischen Paul McCartney und John Lennon“, sagte er, „Du könntest wunderbar bei uns hättest du einsteigen können“. Sage ich „Ja, bitte dreh die Zeit zurück“.

Oliver Dunk: Und nach diesem Treffen beim Stanglwirt ist George Harrison auf sein Zimmer gegangen und hat „My sweet lord” komponiert.

G.G. Anderson: Höchstwahrscheinlich ja. Nein, du musst dir vorstellen, der hat nachts um zwei, halb drei, der war so begeistert von mir… Ich meine, es ist so gewesen. Da hat er seine Frau und seinen Sohn geweckt. Die mussten runterkommen, er musste mir nachts um halb drei nach sehr vielen Obstlern natürlich musste er mir seine Familie vorstellen. Dann kam die völlig… Ich sage „George, bitte, hör doch auf“. „Nein. Nein, nein, nein, ich will… du bist so ein toller Mensch, ich möchte…“ und ein ganz, ganz liebenswerter Mensch, leider ist er… er wollte mich noch mit aufs Schiff nehmen irgendwie und hat noch eine Yacht gemietet irgendwie mit Freunden und so. Konnte ich aber nicht, weil ich auf Tournee war. Sonst hätte ich das sehr gerne gemacht. Aber leider ist er dann ein halbes Jahr später an einer schweren Krankheit verstorben, was mir unheimlich leidgetan hat.

Oliver Dunk: Du hast auch andere Herrschaften berühmt gemacht: die Wildecker Herzbuben zum Beispiel. Das war quasi deine Begleitband und die hast du sozusagen überflüssig gemacht. Du hast sie verloren, weil du ihnen einen Hit beschert hast. Da kam eines Tages dieses „Herzilein“ an, nicht von dir komponiert. Ich glaube, eine Ehepaar war es gewesen.

G.G. Anderson: Aus Berlin, Carola und Burghart Lüttge.

Oliver Dunk: Und dann lag da dieses Lied und du hast überlegt: Was mache ich damit?

G.G. Anderson: Na ja, ich meine, man muss halt… das ist die Gabe, die man einfach hat, wenn man viel Erfolg gehabt hat: Man muss ein Hitohr entwickeln und ich habe so ein Gassenhauer-Gen in mir drin und ich erkenne auch internationale Hits sehr gut. Diesen Titel hatten, glaube ich, alle vorliegen von Peter Alexander über Frank Zander, über was weiß ich, also Gottlieb Wendehals, jeder Sänger in Deutschland hatte das „Herzilein“ liegen und Hans Blume, auch aus Berlin, der damalige Geschäftsführer, schickte mir diesen Titel „Herzilein“ und das Demo war so grauenvoll. „Herzilein, du musst nicht traurig sein“, ganz, ganz, ganz schlimm. Aber ich hörte diesen Refrain und dachte „Mensch, leck mich doch, dieser Refrain ist geil. Das ist ja ein Megahit“. Dann bin ich zu den beiden gefahren, zwei exzellente Musiker, zwei sensationelle Sänger, Rockpopmusik gemacht, Top-40-Band, und dann komme ich mit diesem Titel. Die haben mich sofort rausgeschmissen.

Oliver Dunk: Die Wildecker Herzbuben haben dich rausgeschmissen?

G.G. Anderson: Ja, natürlich. Wolfgang und… „Sag mal, Anderson, du hast sie nicht mehr alle. Komm, lass uns… wir haben wieder irgendwann einen Auftritt zusammen und…“ Sage ich „Leute, hört euch das…“ „Nein. Nein, nein, nein.“ So, dann habe ich so lange gekämpft und habe dann sogar bei einem Anwalt ein Schreiben aufgesetzt „Ich, Gerd Grabowski, sage, ich mache mit ‚Herzilein‘ den Wolfgang und den Wilfried zu Millionären. Das ‚Herzilein‘, die Single wird eine Million verkaufen und das Album mindestens auch eine Million“. Das Album hat dann 1,6 Millionen verkauft, glaube ich. Sie haben es dann Gott sei Dank gemacht.

Oliver Dunk: 1990 war das.

G.G. Anderson: Ja, sie haben es dann Gott sei Dank gemacht.

Oliver Dunk: Unfassbar. Ich meine, wenn man die beiden sieht, die beiden…

G.G. Anderson: Passt ja.

Oliver Dunk: Ja, aber man hätte doch nie gedacht, dass die eigentlich so Rockpopmusik gemacht haben, oder? Das passt wie die Faust aufs Auge mit diesen Wildecker Herzbuben und mit diesen Trachten. Fantasietracht glaube ich, oder?

G.G. Anderson: Ja. Und dann musst du mal die beiden hören, wenn der Wilfried Queen singt. Da gehen die Nackenhaare hoch oder der Wolfgang „No more bolero“ singt. Sensationell.

Oliver Dunk: Wahnsinn. Und der Wilfried, ist ja auch ganz interessant, ist quasi über seine Frau verwandt mit – ha, man mag es gar nicht glauben – Bruce Willis.

G.G. Anderson: Richtig.

Oliver Dunk: Hast du ihn auch mal kennengelernt eigentlich?

G.G. Anderson: Ja, ja, habe ich auch schon kennengelernt. Ich habe es jetzt im Fernsehen wieder mal gesehen. Sage ich „Wilfried, hier ist ein Bericht von dir. Guck mal, du bist mit Bruce Willis zusammen“. „Oh, schalte ich schnell ein, schalte ich schnell ein.“ Aber wir haben nach wie vor einen sehr guten Draht.

Oliver Dunk: G.G. Anderson ist mein Gast in „Chefsache Macher im Gespräch“. Schlagerstar, Komponist, Produzent, was habe ich vergessen? Vater, Ehemann.

G.G. Anderson: Verleger, Freund, Kumpel.

Oliver Dunk: Genau. Und du bist jetzt 70, gehst auf die 71 zu. Ich meine, ich bin 57. Man denkt ja manchmal auch über die Vergänglichkeit nach. Du hast so 13, 14, glaube ich, waren die Jahre, wo du gesundheitlich stark angeschlagen warst, so richtige Scheißjahre, ne?

G.G. Anderson: Das waren richtige Scheißjahre. Also da habe ich wirklich alles, was man nicht haben muss, habe ich bekommen.

Oliver Dunk: Zwei Schlaganfälle.

G.G. Anderson: Zwei kleine Schlaganfälle, Rücken-OP, Bauch aufgemacht, ein Stück vom Darm weggenommen, 20 Zentimeter, Depressionen ohne Ende, Oberschenkelhalsbruch. Also alles, was man nicht braucht. Die Rehaklinik in Bad Sooden-Allendorf bei Eschwege, die haben immer gewunken „Ach, G.G. kommt wieder“. Wenn ich kam, dann war wenigstens was los. Ich habe die Leute da aufgemischt.

Oliver Dunk: Heute kannst du wieder drüber lachen. Was hat dich rausgeholt aus diesem Tief?

G.G. Anderson: Na ja, ich habe mir natürlich professionelle Hilfe geholt. Das kann ich jedem nur empfehlen. Depression ist eine ganz, ganz, ganz furchtbare Krankheit und da habe ich auch eine Zeit lang Antidepressive genommen. Gott sei Dank bin ich draußen. Die Familie hat natürlich geholfen und ich hab mir dann irgendwann mal gesagt: So, jetzt hast du mit 60, um die 60 rum den ganzen Mist gehabt. Jetzt ist bis 90 Schluss. Und ich muss sagen: Toi, toi, toi, mir geht es heute mit 70 besser als mit 60. Ich bin fit wie ein Turnschuh und mache Sport und habe das Essen ein bisschen umgestellt und saufe nicht mehr so viel, rauche nicht mehr so viel. Alles gut.

Oliver Dunk: Depression warum?

G.G. Anderson: Keine Ahnung. Keine Ahnung. Frag einen erfolgreichen Menschen, warum er Depressionen hat. Kein Mensch kann das sagen. Das kommt. Bei meiner Mutter habe ich immer gedacht: Mensch. Ich habe gedacht: Stell dich doch nicht so an, geh doch raus. Nein. Nein, das geht nicht. Die Krankheit kommt. Ich konnte nicht mal im Schlafzimmer den Fernseher anmachen. Ich konnte nur mit dem Kopf unter die Bettdecke. Ich konnte nicht mehr raus, nicht mehr an die Luft. Wobei man soll, gerade wenn man Depressionen hat, raus an die Sonne, raus in die Sonne, versuchen zu sagen: Komm, Mensch, leck mich, ich versuche… Aber es ist wirklich…

Oliver Dunk: Die Bühne hat auch nicht geholfen?

G.G. Anderson: Nein, gar nichts. Also ich habe wirklich Angst gehabt, auf die Bühne zu gehen und ich glaube, in der Zeit konnte ich gar nicht auftreten. Das war nicht möglich.

Oliver Dunk: Das war 13, 14.

G.G. Anderson: Ja, ja, furchtbar.

Oliver Dunk: Wie lange ging das?

G.G. Anderson: Die Depression habe ich mit Sicherheit ein halbes, dreiviertel Jahr gehabt, wo ich gekämpft habe und dann wurde es etwas besser. Dann habe die Tabletten langsam von 100 Milligramm runter auf 75, 50, 25, dann ausschleichen lassen. Heutzutage bin ich Gott sei Dank weg, also heute trinke ich vorm Auftritt ein kleines Bierchen und dann bin ich gut drauf, gehe auf die Bühne und dann gibt es Vollgas.

Oliver Dunk: Du bist gut drauf, das merkt man.

G.G. Anderson: Ja.

Oliver Dunk: Und was ich cool finde, ist, du bist hier und deine Haare sind ergraut und du gehörst zu den Schlagerstars, ich finde das total sympathisch, die nicht färben. Es gibt ja auch andere. Hast du schon mal überlegt, die Haare ein bisschen in Farbe zu legen?

G.G. Anderson: Ich hatte mein halbes Leben lang Farbe auf der Glatze.

Oliver Dunk: Ehrlich?

G.G. Anderson: Ja, logisch. Immer so blondbraun und ich meine, jeder, der sich die Haare färbt, weiß, wie das wehtut. Hallo? Das brennt ja auf der Birne ohne Ende und ich habe es dann einfach irgendwie… Ich hatte keinen Termin bei meiner Friseurin. Die war immer belegt. Ich muss immer 100 Kilometer fahren zu meiner Friseurin. Und dann kamen die ersten grauen so raus und dann gab es die ersten Leute, die gesagt haben „Mensch, das sieht ja geil aus mit der grauen Strähne“. Ach, scheiße, ich habe so ein Scheißgrau. „Nein, das Grau ist geil, lass das mal“ und irgendwann habe ich es vergessen und habe es einfach gelassen und wenn wir auf Konzertreise sind mit…

Oliver Dunk: Schlagerreise.

G.G. Anderson: Ja, ja, mit dem Sascha Heine und so, dann sagt er immer zu den Menschen, 1.500, 2.000, „Ja, soll er jetzt die Haare sich wieder färben?“ Nein. „Soll er die Haare jetzt grau lassen?“. Ja.

Oliver Dunk: Na klar, weil die Leute identifizieren sich damit, ne?

G.G. Anderson: Ist Wahnsinn. Ich muss fairerweise sagen, ich habe noch nie so… auch mit 70 noch nie so viele Chancen bei Mädels gehabt wie im Moment.

G.G. Anderson und die Halbsätze

Oliver Dunk: Mädchen, Mädchen. Was deine Frau wohl dazu sagt? Ich habe noch ein paar Halbsätze.

G.G. Anderson: Pssst.

Oliver Dunk: Hört ja keiner zu gerade. Den Fernseher schalte ich immer ein, wenn…?

G.G. Anderson: Ach so. „Rote Rosen“, „Sturm der Liebe“ kommt.

Oliver Dunk: Wirklich? Unglaublich. Meine größte Niederlage?

G.G. Anderson: Schwierig. Ja, dass ich einfach nicht gesund gelebt habe, glaube ich.

Oliver Dunk: Meine Schwäche ist?

G.G. Anderson: Diplomatie, glaube ich. Ich kann… ich bin… also Diplomatie gehört nicht zu meinen Stärken.

Oliver Dunk: Und wer dich live sehen möchte, du bist wieder auf Tour in ganz Deutschland. Wie viele Lieder hört man bei dieser Tour mit anderen Künstlern von dir?

G.G. Anderson: Ach, na ja, ich mache schon… zehn Songs mache ich schon. Aber ich meine, jetzt müssen wir erstmal gucken, dass wir überhaupt wieder dürfen. Es ist ja alles verschoben worden auf September. Jetzt kommt September wohl auch nicht zustande und ich hoffe, dass… im Januar, Februar, März möchte ich gerne mit Stefan Mross und seiner reizenden Frau Anna-Carina auf Tournee gehen, „Immer wieder sonntags“-Tournee. Da weiß man auch noch nichts. Dann steht eine Weihnachtstournee aus im Osten Deutschlands an der Ostsee oben. Also alles steht in den Sternen.

Oliver Dunk: Alles steht in den Sternen, könnte ein schöner Schlager werden, oder?

G.G. Anderson: Ja, schön.

Oliver Dunk: Sie sind gerade bei der Geburt eines neuen Hits dabei. G.G. Anderson, Gerd Grabowski in „Chefsache Macher im Gespräch“. Danke, dass du da warst. Alles Gute für dich, dass du gesund bleibst und dass du bald wieder auftreten kannst.

G.G. Anderson: Ja, gerne. Bleib du auch gesund und bleib schön negativ, ne?

Oliver Dunk: Ja, genau.

G.G. Anderson: Liebe Grüße an alle Hörerinnen und Hörer.

Oliver Dunk: Tschüss.

G.G. Anderson: Tschüss, Olli.

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