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Nicole: ESC fehlt Herz

Vor über 40 Jahren hat sie selbst den ESC gewonnen. Der Titel „Ein bisschen Frieden“ – bis heute legendär. Wenn der ESC am kommenden Wochenende ausgestrahlt wird, wird auch Sängerin Nicole ihren Fernseher einschalten. Allerdings benötigt sie ein gewisses Durchhaltevermögen. Denn die Show geht bis in die Nacht. Beim Zuschauen ertappt sie sich, wie sie gähnend auf die Uhr schaut. Kaum ein Beitrag würde ihr Herz berühren.

Wann ist es endlich vorbei?

“Wenn ich zu Hause bin, dann schaue ich den ESC natürlich. Einmal infiziert, immer infiziert.. wobei ich mich immer wieder ertappe, dass ich um halb zwei gähnend auf die Uhr schaue und denke: ‚Wann ist es denn vorbei?‘ Früher wusstest Du um 23 Uhr, wer der Sieger ist. Das weißt du heute nicht mehr“, gesteht der Star im Interview mit dem Onlineportal Schlagerpuls.com. „Es sind ja auch immer mehr. Wir waren damals 18 Länder, jetzt sind es 28, wovon diese ja schon aus 56 ausgesiebt wurden. Und es geht nur noch zu, wie am Fließband. Der Kommentator hat auch gar keine Zeit mehr auf den Interpreten oder die Interpretin einzugehen.“

ESC viel zu überfrachtet

Generell findet Nicole, dass die Show viel zu überfrachtet ist und das manchmal die Musik, um die es ja letztendlich geht, zu kurz kommt. “Dazu hat heutzutage jeder ein anderes Bühnenbild. Der eine hat eine fahrbare Treppe, der andere hat ein Kleid, welches mit hochfährt. Dann hat einer überspitzt gesagt 100.000 halbnackte Tänzer und der andere hat einen Eiskunstläufer oder einen Olympiasieger, der auf der Bühne Schlittschuh läuft zu irgendeinem Titel. Dabei denke ich, dass das ein Lieder-Wettbewerb ist und kein Show-Wettbewerb. Wenn sie Awards verteilen für das beste Lichtdesign, dann muss ich sagen: ‚Da bin ich raus‘. Unsere Bühne war für alle gleich. Es gab keinen Vorteil. Der eine sagt jetzt: ‘Ach, aber die hatte jetzt eine Bühne, die hochgefahren ist. Das hatte ich nicht. Ich hatte nur das und das.‘ Und das gilt dann als Vorteil.“

Interpreten fehlen Authentizität und der Tiefgang

Auch unterstellt die Sängerin den Beiträgen eine gewisse Oberflächlichkeit. “Mir fehlen die Authentizität und der Tiefgang eines Interpreten. Er muss die Bühne entern. Er muss auf die Bühne gehen und du musst schon irgendwie das Gefühl haben: ‚Wow! Das ist anders. Der ist anders‘. Als damals die Olsens auf die Bühne kamen… die beiden Brüder mit ihren beiden Gitarren… die haben noch keine zehn Sekunden gesungen, da habe ich gesagt: ‚Die gewinnen!‘ Denn das sind Vollblutmusiker und keine auf die Schnelle zusammengestellte Konstellation. Die machen seit 40 Jahren Musik auf der Bühne. Sie kamen da raus und hatten eine ganz andere Attitüde.“

„Mir fehlt ein Lied, was mein Herz berührt.“

Nicole weiter: Wenn du da gewonnen hast, dann hattest du einen Freifahrtschein für ganz Europa und darüber hinaus. Aber es wird alles immer schnelllebiger und digitalisiert… und mir fehlt das Herz. Mir fehlt ein Lied, was mein Herz berührt. Das ist schon lange nicht mehr dabei gewesen. Es ist nur noch laut und schrill.”

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