Start Schlager-News Thomas Gottschalk geht mit 75 in TV-Rente

Thomas Gottschalk geht mit 75 in TV-Rente

Kurz vor seinem 75 Geburtstag überrascht Thomas Gottschalk die Fernsehnation: Er geht in Rente. Zumindest was die große Samstagabend-Unterhaltung betrifft. Über Jahrzehnte prägte der Entertainer mit Schlagfertigkeit, saloppen Sprüchen, schrillen Outfits und internationalen Superstars auf der Gästeliste das deutsche Showgeschäft. Mit dem ZDF-Klassiker «Wetten, dass..?» wurde Gottschalk zur Legende. Am 18. Mai feiert er seinen Geburtstag.

Rund 50 Jahre im Showgeschäft liegen hinter ihm. Auch wenn er immer seine Liebe zum Radio betonte, so war es das Fernsehen, das Gottschalk in die A-Liga der Showmaster katapultierte. Im Bayerischen Rundfunk ließ er sein Moderatoren-Talent sowie sein Gespür für Situationskomik und schnellen Witz aufblitzen. Im ZDF schaffte er es dann in den 80er-, 90er- und frühen 2000er-Jahren, Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten zu versammeln. «Wetten, dass..?» galt als Lagerfeuer der Nation.

Mehr als ein Dampfplauderer

Der Showmaster bewies, dass er nicht nur ein Dampfplauderer war. Er zeigte sich menschlich und nahbar im Umgang mit Wettkandidaten, die das Scheinwerferlicht nicht gewohnt waren, die vielleicht Nervosität zeigten oder ihre Wette versemmelten. Bloßstellen tat er die Wettkandidaten nicht, vielmehr durften sie für einen Abend ein Star sein. Die Prominenz auf der berühmten Wettcouch bekam da schon eher ihr Fett weg, musste freche Sprüche und bisweilen seichte Plauderei erdulden. Gottschalk verstand sich als Unterhalter.

Seine grellen Outfits, die meist ebenso lustigen wie unsinnigen Wetten und die Superstars – man denke nur an den Auftritt von Michael Jackson – sorgten jedenfalls regelmäßig für Gesprächsstoff bis in den Montagmorgen hinein. 2011, nach dem schweren Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch, machte Gottschalk Schluss mit «Wetten, dass..?». Die Show wurde für Generationen zur Erinnerung an wohlige Heile-Welt-Kindheits-Fernsehabende.

Show-Flops und Kritik 

Für Gottschalk war der TV-Erfolg und damit der Rummel um seine Person einst so groß, dass er mit seiner damaligen Frau Thea und den beiden Söhnen nach Kalifornien auswanderte. Dabei war längst nicht jede Show, die Gottschalk moderierte, ein Quotenschlager. Mit seiner Late-Night-Show bei RTL setzte er Mitte der 1990er Jahre noch Maßstäbe, Formate wie «Gottschalks Hausparty» bei Sat.1 oder der Vorabend-Talk im Ersten sind dagegen inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten. Kritik hagelte es auch für seine Auftritte in der «Supertalent»-Jury an der Seite von Dieter Bohlen.

Mit seinem Kumpel Günther Jauch und Moderatorin Barbara Schöneberger blödelte er sich in den vergangenen Jahren durch den Samstagabend bei RTL. Nach der Ausgabe von «Denn sie wissen nicht, was passiert» am 10. Mai verkündete er seinen Show-Abschied. Schließlich sei er mit 75 Jahren nun älter als der Papst, sagte Gottschalk.

«Wetten, dass..?»-Revival vor fast 14,5 Millionen Zuschauern

Noch zu seinem 70. Geburtstag hatte er sich TV-Rente nicht vorstellen können. Im Gegenteil: Das ZDF kündigte damals ein Comeback von «Wetten, dass..?» für 2020 an. Wegen der Corona-Pandemie ging dieses ein Jahr später über die Bühne – und geriet zu einem umjubelten Revival vor fast 14,5 Millionen Zuschauern. Bei zwei weiteren Show-Auflagen 2022 und 2023 wurde die Kritik an Gottschalk dann wieder lauter. 

Der Showmaster eckte immer öfter mit seinen Sprüchen an. Sei es in seinem inzwischen ebenfalls beendeten «Supernasen»-Podcast mit Mike Krüger oder in Interviews. Als er 2024 im «Spiegel» sagte: «Ich habe Frauen im TV rein dienstlich angefasst. Wie ein Schauspieler, der im Film küsst, weil es im Drehbuch steht. Das lasse ich mir nicht als Attacke vorwerfen», war die Empörung groß. Auch wenn Gottschalk anfügte, dass er das so nicht mehr tun würde.

Es scheint, als habe sich Gottschalk mit dem stärker werdenden Protest abgefunden. In seinem im vergangenen Herbst veröffentlichten Buch «Ungefiltert» schreibt er, man habe ihn auch zum peinlichen Urvater des Herrenwitzes gemacht. In dieser Causa bekenne er sich einiger Ausrutscher schuldig, die ihm heute so nicht mehr herausrutschen würden.

«In meinem Alter muss man nicht mehr „cool“ sein»

«Gewisse Dinge passen nicht mehr in die Zeit, ob ich das so sehe oder nicht spielt da keine Rolle, als Entertainer bist Du nur dem Publikumsgeschmack verpflichtet. Wenn der sich ändert, musst Du Dich auch ändern.» Und er betonte: «“Bereuen“ tue ich gar nichts.» In seinem Alter müsse man nicht mehr «cool» sein, so Gottschalk. «Das war ich mein Leben lang.»

Privat hat Thomas Gottschalk ein spätes zweites Liebesglück gefunden: Mit seiner Frau Karina zeigt er sich gerne auf dem roten Teppich. Das Paar ist von Baden-Baden in die Nähe von München gezogen und sagte dazu der dpa vergangenen Herbst: «Nix gegen Baden Baden, da lässt es sich vortrefflich leben, aber ich bin Bayer und werde meine Rundreise durch die Welt in München beschließen.» Seine Frau denke da sehr ähnlich, obwohl sie mehr als 30 Jahre in Baden-Baden gelebt habe.

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